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Wassernutzung in Trockengebieten
Wie erreicht man nachhaltige Bewässerung?
Angesichts des Klimawandels und wachsender Bevölkerung ist nachhaltige Wasserbewirtschaftung unverzichtbar, denn besonders in trockenen Gegenden ermöglicht Bewässerung erst effektive Landwirtschaft um den Nahrungsmittelbedarf und die Trinkwasserversorgung zu decken. Deshalb ist es wichtig, das Bewässerungssystems und seine Elemente zu verstehen, um kluge Steuerungsstrategien zu entwickeln.
Abb. 1: Bewässerungsgebiete der Erde, angegeben ist der Anteil der für Bewässerung ausgerüsteten Fläche in Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche
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Zur Bewässerung der Felder werden Oberflächenwasser- und/oder Grundwasser-Ressourcen genutzt. Es kommen modernste Technologien, wie die Tröpfchenbewässerung, und traditionelle Methoden zum Einsatz. Es gibt ingenieurtechnische Meisterleistungen riesiger Staudämme und Kanalnetze, die die Bauern ganzer Regionen mit Wasser versorgen, aber ebenso gibt es kleine Bewässerungssysteme in dezentraler Selbstverwaltung. Die Wasserversorgung der Landwirtschaft kann staatlich organisiert sein oder sich in privater Hand befinden.
Abb. 2: Bewässerung mit Sprinkleranlage
Abb. 3: Geflutetes Weizenfeld
Bewässerung als komplexes System
Um das Geschehen in einem Bewässerungsgebiet zu verstehen und nachhaltig beeinflussen zu können müssen verschiedene Perspektiven zusammengebracht werden. Die folgende Abbildung zeigt eine Übersicht über die Elemente und Wirkungsbeziehungen eines solchen systemwissenschaftlichen Modells.
Abb. 4: Schematische Übersicht des Modells eines Bewässerungssystems, dargestellt sind die Elemente und ihre Wechselbeziehungen.
Wir starten mit den biologischen und physikalischen Zusammenhängen: Grundlage für die Bewässerung sind die natürlichen Wasserressourcen. Das Oberflächenwasser oder Grundwasser wird durch technische Bewässerungsinfrastruktur an den Ort gebracht, an dem es eingesetzt werden soll: zur Unterstützung des Wasserbedarfs auf den bewirtschafteten Flächen.
Wieviel Wasser wann und wo im System verteilt wird, wird durch Managementorganisationen geregelt und wird in den sozio-ökonomischen Zusammenhängen dargestellt. Was auf den Feldern angebaut wird, entscheiden die Bauern. Ihre Möglichkeiten werden durch ihr Umfeld bestimmt, denn Beziehungen der Bauern untereinander (soziale Netzwerke), Märkte und das Wassermanagement bilden den Rahmen, in dem sie ihre Entscheidungen über Anbau und Bewässerungstechniken fällen.
Dieses System unterliegt auch äußeren Einflüssen, vor allem durch die Entwicklung des Klimas (und Wetters) und der Marktentwicklung. Durch gezielte Eingriffe in das System kann man versuchen, nachhaltigeres Wirtschaften mit den Wasserressourcen zu erreichen, Degradierung von Land, Wasser, und Infrastruktur zu vermeiden und Konflikte um das Wasser zu lindern. Technische Maßnahmen zielen dabei auf die Verbesserung der Infrastruktur zur Speicherung des Wassers, der Verteilung an die Nutzer und auf den Feldern. So können unnötige Verluste verringert werden. Durch Managementmaßnahmen können Prioritäten in der Verteilung umgesetzt werden, wie beispielsweise Verwendung zur Produktion der größtmöglichen Einnahmen oder eine Mindestversorgung für alle Bauern. Durch wirtschaftliche Maßnahmen kann Einfluss auf den Zugang zu Märkten und die Preise genommen werden. Durch öffentliche Programme können die Bauern bei der Einführung neuer Technologien oder neuer Formen der Selbstverwaltung unterstützt werden. Letzteres fällt schon unter den Bereich der institutionellen Maßnahmen, die meist eine Veränderung der Verwaltungsstruktur zu Gunsten stärkerer Beteiligung der Wassernutzer im Wassermanagement zum Ziel haben.
Einsatz von Systemwissenschaft zum Verständnis des komplexen Systems der Bewässerung
Die genannten Instrumente zur Einflussnahme auf das System setzen jeweils an ganz bestimmten Elementen oder Wirkungsbeziehungen an. Um aber die Folgen eines solchen Eingriffs auf entfernte Elemente des Systems und das System als Ganzes für einen konkreten Fall abschätzen zu können, werden systemwissenschaftliche Modelle benötigt. So können beispielsweise mathematische Modelle für den hydrologischen Teil des Systems mit regelbasierten Modellen verknüpft werden, die das Wassermanagement und das individuelle Verhalten der Bauern darstellen.
Die Beteiligung der realen Akteure am Modellierungsprozess kann deren Austausch untereinander und das gegenseitige Lernen unterstützen.
Durch die Modellierung mit den beteiligten Akteuren und Computersimulationen kann ein Systemwissenschaftler so helfen, die Wechselwirkungen im System in verschiedenen Situationen zu verstehen und einzuschätzen. Damit können die Instrumente zielgerichteter eingesetzt und kombiniert werden, um Nachhaltigkeit zu erreichen und ungewollte Nebenwirkungen zu vermeiden.